XI. Liebesbrief





Die Seele scheint eine unbestimmte Erinnerung an eine Sprache bewahrt zu haben, deren Bewegungen auszudrücken, uns unmöglich ist. Die Rede ist nur eine Art von Stummheit, welche mir im Seufzen und in der Klage Macht hat, aber das Glück kann sie nicht ausdrücken, die Augen allein werfen die beredsamen Lichter desselben zurück, welche im Grunde des Herzens widerklingen. Alma, gestern bei Dir versetzte mich das Übermaß der Bewegung im Wahnsinn, und ich fand keine Worte, um meine Freude auszudrücken, aber in meinen Blicken lasest Du meine Gedanken. Niemals, meine angebetete Freundin, hast Du mir nur den Schatten eines Vorwurfs zu machen gehabt, und dies wird auch nie geschehen; verflucht würde das Glück für mich sein, welches Dir den geringsten Kummer, Unruhe oder Reue verursachen könnte. Vielleicht bin ich ein Unsinniger, das Zartgefühl der Empfindungen so weit zu treiben, dass ich dadurch ein unschätzbares Gut entschlüpfen lasse! Ich zittere, indem ich Dir diese Worte sage, der Gedanke an diesen Verlust ist mir entsetzlich. Alma, meine Angebetete, wenn man sich gegenseitig liebt, so gibt es keine Opfer; wenn aber von der einen Seite eine leidenschaftliche Liebe, und von der anderen nur eine zärtliche Freundschaft vorhanden ist, so legt dem, der da liebt, die Dankbarkeit unendliche Pflichten auf; auch ist meine Hingebung für Dich ohne Grenzen; ich kann Dir davon keinen stärkern Beweis geben, als dadurch, dass ich Dir diesen Brief schreibe. Alma, wenn Du meine Befürchtungen nicht teilst, so bin ich der glücklichste der Menschen. Deine Antwort wird über mein Schicksal entscheiden.